Anoushka Shankar -- Love Letters

Diese in lupenreinem schwarzen 180 Gramm-Vinyl gepresste musikalische Kleinod enthält nur sechs Lieder. Aber das reicht. Jeder einzelne Song ist ein Meisterwerk für sich. Man muss sich aber beeilen, wenn man in diesen Hörgenuss kommen will. Lediglich 600 Exemplare wurden von dieser Edel-Klang-Edition der Künstlerin Anoushka Shankar gepresst. Die weltweit umjubelte und geschätzte Sitar-Spielerin wurde am 9. Juni 1981 in London geboren. Sie ist die Tochter der bekannten Sitar-Spieler-Legende Ravi Shankar. Ihre Mutter ist Sukanya Rajan. Im Alter von sieben Jahren zog sie mit ihren Eltern nach San Diego. Dort bekam sie von ihrem Vater Unterricht im Sitar-Spiel. Bereits mit 13 Jahren gab sie ihr erstes Konzert in Neu-Delhi, Indien. Gemeinsame Auftritte mit ihrem Vater fanden auf der ganzen Welt statt. Während sich ihre Halbschwester Norah Jones dem Jazz und Soul zuwandte, blieb sie der traditionellen indischen Musik treu. Bei der vorliegenden Mini-LP stimmt alles. Schon auf den ersten Blick fällt das wunderschöne Artwork von Azeema Nur auf. Ein aussdruckstarkes Gemälde mit Shankars Portrait ziert das Cover. Genauso satt wie die Farben der äußeren Hülle, so tief ist die Musik, die sie umschließt. Die Kompositionen bewegen sich im Spannungsfeld von Folk, Psychedelic und Hindustani. Geschrieben wurden die Lieder geschrieben nach Shankars Scheidung von ihrem Ehemann, dem Filmemacher Joe Wright. Sie handeln von Krankheit, Herzschmerz, Erinnerungen und Heilung. Man kann sich gar nicht satt hören am Klang und dem Spiel ihrer Sitar, die den ganzen Hörraum erfüllt und durchschwebt. Dabei setzt sie dieses Instrument gar nicht so im Vordergrund ein, wie bei früheren Aufnahmen. Bei dieser Schallplatte stehen die Gesangsstimmen im Vordergrund, die die lyrisch-dichten Texte zum Klingen bringen. Herrlich wie Alev Lenz bei “Bright Eyes“ oder “Space“ ihre Stimme zum Strahlen bringt. Das Sitar-Intro bei "Bright Eyes" ist dabei so präsent. als säße Shankar mit im Hörraum. Der Song ist geprägt von einer immensen Emotionalität. "Space" ist ein Song, der sehr popmusikalisch geprägt ist. Der Melodienreichtum macht ihn zu einem besonderen Hörerlebnis. Ganz besonders ist auch der Song “Lovable“ bei dem das Zwillingsschwestern-Gesangs-Duo Ibeyi im fantastisch-vokalen Mittelpunkt steht. Das muss man hören. Die Kompositionen, das instrumentale und gesangsartistische Können, die Emotionen und der perfekte Klang verdienen eine 1 mit dickem Stern. wb


Anoushka Shankar wurde bereits sechs mal für den Grammy Award als Sitar-Spielerin, Komponistin und Produzentin nominiert. Shankar arbeitete schon zusammen mit Sting, M.I.A, Herbie Hancock, Pepe Habichuela, Karsh Kale, Rodrigo y Gabriela und Joshua Bell. Sie schrieb Filmmusiken, darunter die Vertonung des Stummfilms "Shiraz" (Das Grabmal einer großen Liebe / Regie: Franz Osten, IND/GB/D) aus dem Jahr 1928. Ihr Hauptinstrument ist die Sitar.

Die Sitar, die ursprünglich aus Persien stammt, ist eine gezupfte Langhalslaute in Indien. Sie ist das bedeutendste Melodieinstrument der klassischen nordindischen Musik. Ihr Klang ist sehr obertonreich. Die Sitar ist aus einem getrockneten Flaschenkürbis (Kalebasse) als Resonanzkörper gebaut. Auf einem langen, hohlen Hals befinden sich verschiebbare Messingbünde. Die Sitar hat heute normalerweise zwischen 18 und 20 Saiten. Vier Spielsaiten und drei Bordunsaiten (chikari), die auf den Grundton und die Quinte der Tonleiter gestimmt und für rhythmische Akzente verwendet werden. Sie verlaufen oberhalb der gebogenen Bundstäbe. Bis zu 13 Resonanzsaiten verlaufen unterhalb der Bundstäbe. Diese werden auf die Skalentöne des gespielten Ragas gestimmt.
Sie erzeugen den typisch singenden und summenden Klang dieses Instruments.