Wäre die Welt nicht so schrecklich ungerecht, Dorothy Ashby würde heute gleichberechtigt neben Jazzheiligen wie Charles Mingus, John Coltrane oder Wayne Shorter stehen. Denn ähnlich wie Mingus einst dem Kontrabass eine komplett neue Rolle im Jazz verschaffte, hat Ashby ihr Instrument - die Harfe - als gleichberechtigte Stimme im Jazz-Kontext eingeführt. Und wie Coltrane oder Shorter hat sie eine tiefe Spiritualität in ihre Musik einfließen lassen. Dass sie vor allem aber auch schlicht und ergreifend eine große Könnerin war, davon sollten sich alle aufgeschlossenen Jazzliebhaber schnellstens überzeugen. Ihr phantastisches Album „The Rubaiyat Of Dorothy Ashby“ von 1970 bietet dafür eine hervorragende Gelegenheit. Man kann hier unschwer die Blaupause für den Sound aktueller Acts wie Flying Lotus oder Thundercat erkennen: Der ätherische Harfenklang vermischt sich mit schweren Grooves, Experimente sind oberstes Gebot. So spielt Ashby hier auch noch das japanische Koto und die Produktion spart nicht mit „exotischen“ und orchestralen Klängen. Das Schönste daran ist aber, dass diese Musik einen dennoch universal und unmittelbar anspricht Zeugnis für die mehr als außergewöhnlichen Songwriting-Qualitäten der Visionärin Ashby. Man kann nur hoffen, dass der 1986 verstorbenen Musikerin der verdiente Ruhm wenigstens posthum noch eines Tages zuteilwird. fh
Titel:
Side A:
Zyself When Young
For Some We Loved
Wax And Wane
Drink
Wine
Side B:
Dust
Joyful Grass And Grape
Shadow Shapes
Heaven And Hell
The Moving Finger